Montag, 14. Februar 2011

Luzie, unser WiWaWuzelWinzling

Luzie ist unser letzter Neuzugang. Wobei, das hört sich schäbig an: "letzter Neuzugang"..... das muss man anders formulieren, sie ist unser neuestes Schätzchen. Und das kam so:
Linda, mein Katzenhund und ich waren im Garten. Es war im Oktober, glaub ich, und es war schon ziemlich kalt. Ich füllte die Katzennäpfe für die Wildlinge auf und Linda schnüffelte im Garten herum. Als ich fertig war und wieder ins Haus gehen wollte, rief ich Linda, aber sie kam nicht, sondern sass vor einer riesigen Thuja, deren Äste bis auf den Boden gehen und schaute nicht mal in meine Richtung. Dazu muss man wissen, dass Linda eigentlich ein sehr gut erzogener Hund ist und aufs Wort folgt. Ich wurde etwas lauter "komm jetzt, aber zackig!". Sie kam nicht, sondern legte sich vor den Baum und schnüffelte unter den untersten Ästen herum.
Da kann man das Thujamonster sehen:






Hund folgte nicht, ich wurde sauer, weil ich zu doof war um gleich zu merken, dass der beste aller Hunde mir etwas sagen wollte. Als ich grantig und mit durchgedrückten Waden in Richtung Hund und Thuja stapfte, kam eine Katze unter dem Baum hervor gekrabbelt, taumelte auf Linda zu und brach zwischen ihren Pfoten zusammen.
Oooooh Gott, oh Gott! Das Kätzchen liess sich widerstandslos auf den Arm nehmen, kein Wunder, denn es war einfach zu schwach, um zu zappeln. Vielleicht war sie auch einfach nur froh, endlich gefunden worden zu sein. Linda fiepte vor Sorgen um das klapprige Kätzchen wie verrückt, ich stand nur da und konnte oooohgottoooooohgottoooooohgott stammeln. Die Katze wog fast nichts, war nur noch Haut und Knochen. Was tun? Wärme, Flüssigkeit, Nahrung, oooooh Gott ooooh Gott, in welcher Reihenfolge?

Katze unter den Pulli stecken, in die Küche rasen, Traubenzucker suchen und keinen finden, einen Beutel Aufbaubrei für Rekonvaleszenz-Katzen aufreissen, mit viel lauwarmem Wasser mischen, den Brei in einer Futterspritze aufziehen, und das Kätzchen dazu überreden, freiwillig zu schlucken. Was sie auch tat, denn sie war einfach für jede Gegenwehr zu schwach und konnte nicht mal mehr das Köpfchen heben.
Nachdem ich die ersten 20ml flüssigen Brei in ihr drin hatte, habe ich sie in eine Decke gewickelt und meinen Mann angerufen. "Komm sofort nach Hause, Katze gefunden, klapperdürr, zum Tierarzt, schnell!"
Bis er eine halbe Stunde später kam, hatte die Kleine weitere 30ml Brei intus, war einigermassen aufgewärmt und konnte sitzen ohne umzufallen und verdrehte sich den Hals nach Linda, zu der sie uuuunbedingt hin wollte.

Ich schätzte das Würmchen von der Grösse her auf ca. 5 oder 6 Monate. Als ich sie auf die Waage setzte, traf mich fast der Schlag: etwas über 900 Gramm. So viel wiegen 8 Wochen alte Katzenbabies. Also schnell zum Tierarzt.
Die Tierärztin sagte auch erstmal "oooohGott, was für ein Häufchen Elend!", untersuchte sie dann gründlich und meinte, sie wäre ca. 9 Monate alt, wahrscheinlich Kleinwuchs durch Nahrungsmangel, hätte in den letzten Tagen eine Geburt hinter sich, aber keine Milch, die Jungen wären mit Sicherheit tot, denn diese Katze wäre auf keinen Fall in der Lage gewesen, sie zu versorgen, es wäre ein Wunder, dass sie die Geburt überlebt hat.
Nicht tätowiert, nicht gechipt, dafür verwurmt, dehydriert, brutalst untergewichtig, Ohrmilben, das volle Programm. 

Wir haben sie gesund gepäppelt, versucht sie zu vermitteln (und waren seeeehr enttäuscht, als es nicht klappte *Pinocchio* ;)) und behalten.
Klein-Luzie ist mit Fiete und Franzi zusammen die coolste Socke im Haus. Hat vor nichts Angst, vor gar nichts, Luzie ist die unerschreckbare Katze.
Sie verhielt sich den anderen Katzen gegenüber von Anfang an (das heisst, sobald sie aus dem Pflegezimmer raus durfte) so, als hätte sie hier schon immer gelebt. Sie schmuste jeden an und das Seltsamste war, es schmusten alle zurück. Sofort. Sie hatte und hat hier bei allen völlige Narrenfreiheit. Egal, ob sie Franzi ins Fanzischwanzi beisst oder Anton ins Kreuz springt oder auf die schlafende Linda draufkraxelt und mit der Pfote in den Hundeohren rumfummelt, keiner wird böse mit ihr. Meine Katzenbande und vor allem Linda sind alle sehr sonnige Gemüter, aber ich bin manchmal echt erstaunt, dass der kleine Troll keinerlei Gegenwind abkriegt, alle lieben sie und sie liebt auch alle.
Mittlerweile wiegt sie so viel, wie es für ihre Grösse angemessen ist und sogar ihr ehemals bindenfadendürres Schwänzlein sieht jetzt normal aus. Futtern ist ihre grosse Leidenschaft, wenn man sie sucht, findet man sie fast immer in der Küche.
Wenn sie schläft, dann schläft sie. Man kann sie dann hochnehmen und woanders hinlegen, sie blinzelt mit einem Auge und schläft sofort weiter. Wenn sie mal schläft. Denn meist ist sie im Haus unterwegs und am Spielen und leider hat sie auch ein nerviges Hobby entwickelt: Pflanzen ausbuddeln und Blumenerde grossflächig auf dem Fussboden verteilen. Nun ja, das ist bestimmt nur eine Phase, die bald vorbei geht, da muss man durch  :D

Das Foto stammt vom zweiten Tag, Köpfchen heben ging zwar schon wieder, aber immer nur kurz, dann ging ihr die Kraft aus:



Das war nach einer Woche:

Auf dem Foto sieht man ganz gut, wie dürr sie war. Als das Foto entstand, hatte sie aber schon ordentlich zugelegt:


An ihre Retterin gekuschelt (die völlig genervt vom Blitz der Kamera ist):


Auf Papas Arm:


Woher sie kommt, haben wir nie rausgefunden. Ich kenne eigentlich alle Wildlinge hier, hatte sie aber bis zu dem Tag, als sie Linda als ihre Retterin auserkoren hatte, nie gesehen. Sie sieht auch total anders aus als die Dorfkatzen hier, hat ein ganz schmales Köpfchen und riesige Ohren. Ist aber auch egal. Sie hat in allerletzter Minute den richtigen Ort gefunden und darüber freuen wir uns täglich. ♥

4 Kommentare:

  1. Meine Luzie!!! ♥♥♥♥
    Das süße Püppchen.
    Knutsch sie mal von uns.

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  2. Done ;)
    Ich soll zurückknutschen, sagt sie :D

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  3. die Geschichten deiner Katzen SIND aber auch sowas von rührend!

    Gut, dass sowas hier nie vorkommt - nachher hätt' ich doch glatt auch 11 davon (oder mehr ;)

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  4. Als wir hier einzogen, hatten wir 4 Katzen und nicht die Absicht, es mehr werden zu lassen ;)

    Hier im Dorf waren alle Wildlinge unkastriert und viele davon in mieser Verfassung. Jetzt sind sie kastriert und gut genährt. Und wir hoffen, dass es nicht noch mehr Antons und Franzis gibt, die lieber Sofakatze sein wollen und vehement um Einlass betteln und dass Linda sich mit ihren Katzenbefreundungs-Aktionen zurückhält :D
    Mit jeder neu hinzugekommen Katzen hatten wir Angst, dass unser friedliches Rudel durcheinander gewirbelt wird und es Stress gibt. Da muss ja nur einer den Affen machen und schon gehts los. Bis hatten wir sowas von Glück, ich kann manchmal selber nicht glauben, dass wir hier - bis auf Lilli Sonderfall - nur peacige Schätzchen haben.
    Das berichtet übrigens auch die neue Mutti von Kevin und Silberchen, das jetzt Else heisst. Die beiden sind auch total friedlich miteinander und lieben sich sehr. Die Dorfkatzen hier sind ein wirklich soziales und freundliches Katzenvölkchen. Katerkämpfe gab es draussen natürlich auch, aber noch alles im grünen Bereich. Kevin war das Opfer, aber der ist ja jetzt weit aus der Schusslinie und führt ein Leben als Katzenprinz :)

    Das habe ich auch schon anders erlebt. Auf einem Aussiedlerhof in meiner Heimat, da lebten 15 Katzen und es herrschte Krieg. Ich fuhr alle paar Tage dort hin und versorgte Bisswunden, zerkratzte Nasen und Blumenkohlohren. Dann wurde der Oberbösewicht eines Tages überfahren und die Situation für die anderen Katzen besserte sich schlagartig. Der hatte die Hofkatzen so aufgemischt, dass jeder jedem misstraute und alle Streit hatten. Als er weg war, sah man einige Zeit später öfter mal Katzen zusammen in der Sonne liegen und der Krieg war beendet.

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